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 Betreff des Beitrags: Hochwasser 2010/2011 Breese
Ungelesener BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2011, 18:32 
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Kein Katastrophenalarm an der Elbe
21. Januar 2011 | von Petra Ferch;Birgit Hamann;Lars Reinhold



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Rund 2000 Tonnen Sand werden am Deichfuß zwischen Bälow und Sandkrug zur Stabilisierung aufgeschüttet. Lars Reinhold
PRIGNITZ - Alarmstufe IV seit gestern, 10 Uhr, an der Elbe, aber kein Katastrophenalarm. So die eindeutige Aussage vom Prignitzer Landrat Hans Lange beim gestrigen Pressegespräch des Hochwasserstabes. Zwar hatte die Elbe bereits gestern früh sieben Meter am Pegel Wittenberge, aber "mit der Alarmstufe IV und ihren Möglichkeiten sind wir in der Lage, die Situation zu meistern". Lange rechnet ab Mitte kommender Woche mit einem Rückgang des Elbhochwassers.

Dresden meldete zwar bereits gestern eine deutliche Entlastung, die Elbe war innerhalb von zwölf Stunden um 70 Zentimeter gefallen, "aber das können wir in der Prignitz nicht erwarten wegen der Zuläufe aus Havel, Saale, Mulde und Schwarzer Elster", schätzt Bodo Schwiegk, Regionalabteilungsleiter des Landesumweltamtes, das seit Mittwoch sein Lagezentrum in Lenzen besetzt hält, ein. Die Havel zwischen Rathenow und Havelberg sei bis gestern um weitere 16 Zentimeter gestiegen, betrug am Pegel Havelberg 4,04 Meter, die Alarmstufe III sei ausgerufen worden. Wegen des höheren Elbwassers habe sich der Abfluss aus der Havel in die Elbe von bis zu 270 Kubikmetern pro Sekunde auf 140 reduziert.

Der Hochwasserstab will auch am kommenden Wochenende die Lage mit eigenen Kräften meistern. Die Schöpfwerke in Garsedow, Cumlosen und Gaarz arbeiteten mit voller Leistung, es gebe keine technischen Probleme. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erfolgten gestern aber bei Bälow. Auf der Deichstraße zwischen Bälow und Sandkrug türmten sich am Vormittag Tonnen von Sand. "Wir sind dabei, auf 150 Meter Länge eine Berme vor den Deichfuß zu setzen", sagte André Schwark von Universal-Bau Perleberg. Auf einem Vlies würden in den kommenden zwei Tagen rund 2000 Tonnen Sand auf einer Tiefe von 3 Metern rund 1,5 Meter hoch aufgeschüttet, erklärt der Bauleiter. "Hintergrund der Maßnahme sind die Erfahrungen vergangener Hochwassersituationen, wo es an dieser stelle viel Sickerwasser gab." Während der Arbeiten ist die Straße halbseitig gesperrt.

In Wittenberge mussten am Veritaspark auf einer Länge von etwa 300 Metern Sandsäcke geschichtet werden. Entlastungsmaßnahmen sind auch im Bereich der Löcknitz notwendig.

So beherrschbar das Hochwasser an den Elbdeichen scheint, so unsicher erachtet Werner Steiner die Situation in Breese. Der ehrenamtliche Bürgermeister mahnt - ebenso wie die Gemeindevertretung - seit Jahren den Bau von Stepenitzdeichen an. Dafür läuft die Planung zwar, "aber das dauert viel zu lange", sagte Steiner gestern. "Das Wasser steht jetzt an der Oberkante der Straße. Fällt die Flut nur ein paar Zentimeter höher aus als prognostiziert, dann säuft hier der Großteil der Einwohnerschaft einfach ab." Allein in den vergangenen zehn Jahren hätte es diese prekäre Situation dreimal gegeben, und von Mal zu Mal werde es für Breese ernster. Steiner führt das nicht allein auf den Klimawandel zurück, der unbestritten seinen Anteil an den Flutereignissen trage. In Richtung Elbe sei inzwischen alles eingedeicht, was die Lage von Breese völlig verändert habe. "Es müssen unbedingt endlich auch im Hinterland Deiche gebaut werden. Wir packen jetzt wieder Sandsäcke, aber die können das nicht ersetzen." An der Elbe, so der Bürgermeister, mag es "nur" Alarmstufe IV sein, "für uns hier ist es eine Katastrophensituation." Rund 80 Prozent der 1600 Einwohner von Breese gelten im Falle eines Hochwassers als akut gefährdet.


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 Betreff des Beitrags: Re: Hochwasser 2010/2011 Breese
Ungelesener BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2011, 18:40 
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Breese ertrinkt im Stepenitzrückstau
22. Januar 2011 | von Birgit Hamann, Barbara Haak



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Bernd Ilgeroth watet durchs Stepenitzwasser zu seinem Hauseingang in der Trift in Breese. Nicht nur sein Anwesen ist überspült. Dieser Bereich von Breese gleicht einer Seenlandschaft. Einen Hochwasserschutzdeich gibt es nicht.Birgit Hamann (2)
BREESE - Bernd Ilgeroth ist alles andere als amüsiert. In seinen Gummistiefeln watet er vom Hauseingang zur Straße, um sich halbwegs trockenen Fußes über das zu unterhalten, was man im Hintergrund sieht: Wasser. Der Druck in seinem Keller sei inzwischen so stark, dass der Fußboden hochkomme. Das dritte Mal innerhalb von knapp neun Jahren ertrinkt sein Grundstück in den Fluten der Stepenitz. Diese häufig aufeinander folgenden Hochwasserereignisse kennt der Breeser aus der Vergangenheit nicht. "Ich bin hier, gleich nebenan, geboren." Überhaupt möchte er gar nicht so gern in die Zeitung - es sei denn, man könne damit den Bau des seit Jahren versprochenen Deiches beschleunigen …

"Minister Woidke hat uns 2002 den Deichbau in die Hand versprochen", erinnert sich Gerd Riek. Damals habe er mit anderen Betroffenen eine Bürger initiative ins Leben gerufen, die den Deichbau forcieren wollte. Das Versprechen aus 2002, es wurde bis heute nicht eingelöst. "Mein Keller ist voller Wasser. Noch 18 Zentimeter und es steht in der Wohnung", sagte Gerd Riek gestern Vormittag. Seine Heizungsanlage befände sich Gott sei Dank im Parterre, funktioniert also noch. Anders das Abwasser und die Fäkalentsorgung: Wie der Westprignitzer Trink- und Abwasserzweckverband (WTAZV) gestern bestätigte, wurde in den Bereichen, in denen "Land unter" ist, eine so genannten Blase gesetzt. Das heißt: Die betroffenen Anwohner entsorgen ihr Abwasser nun manuell in geeigneten Gefäßen über einen Einwurfschacht. "Unsere Pumpen schaffen es nicht mehr", so Detlef Gottwald vom WTAZV. "Wir werden dann wohl jetzt regelmäßig zu unseren Kindern gehen, um uns mal zu duschen. Sie wohnen in Wittenberge", sagt Gerd Riek. Wütend ist er nicht - und wenn, dann nur darüber, dass man es bis Januar 2011 noch immer nicht geschafft hat, den ersehnten Deich zu errichten. So, wie es damals, nach der Flut 2002, relativ schnell in Weisen geschah. Dabei, so Riek, treffe weder den Breeser Bürgermeister, noch die Gemeindevertretung oder den Amtsdirektor irgendeine Schuld. "Die bemühen sich wirklich redlich", erkennt er an und fordert zugleich, dass man nun aber endlich mal mit dem Deichbau beginnt, den Baustart nach Möglichkeit vorzieht. Speziell für die Anlieger der Perleberger Straße und der Trift sei es bereits fünf nach zwölf. "Seit nach dem Hochwasser 2002 der Straßenkörper erhöht wurde, befinden wir uns hier quasi in einer ,Badewanne', das Wasser kann nicht mehr ins Unterdorf laufen", sagt Gerd Riek und bekräftigt gleichzeitig, dass die Fluten natürlich auch nicht ins Unterdorf laufen sollen. Er fordert jedoch Verständnis für die Breeser in den überfluteten Gebieten ein - deren Situation sich in den vergangenen Jahren, nicht nur durch Straßen-, sondern auch durch Deichbaumaßnahmen im Umland erheblich verschärft hat. "Mit jedem Hochwasser gehen auch immer Werte verloren", sagt Gerd Riek. 1980 zog aus er aus Chemnitz in die Prignitz. Eine wundervolle Gegend sei das hier - wenn sie nicht gerade vom Rückstau der Stepenitz komplett überflutet sei. Schaden entsteht regelmäßig auch Bernd Ilgeroth. "2002 erhielt ich einen kleinen finanziellen Ausgleich, habe damit den Sanierputz bezahlt", blickt er zurück. Mit einem Schadensausgleich rechnet er in diesem Jahr nicht, wird sich - wenn der Pegel gesunken ist - wieder selbst an die Reparaturarbeiten machen. Vielleicht, so mutmaßt er, sitzen an den entsprechenden Schaltstellen zu wenige oder nicht die richtigen Leute. Sonst stünde Breese vermutlich nicht schon wieder am Rande einer Katastrophe.

Etwas gegen die mögliche Katastrophe tun, das Dorf schützen, auch das eigene Haus und die Wohnung: Das sind die Gründe, weshalb zu mitternächtlicher Stunde Andreas Schneidereit und Sven Küchler in der Wittenberger Straße pa trouillieren. Sie kontrollieren die Sandsack reihe, haben ein Auge darauf, ob irgendwo Wasser durchsickert. Die beiden sind Deichläufer wie viele ihrer Mitbürger in Breese auch. "Ich war erstaunt und erfreut, dass sich auf unsere Bitte hin schon nach einer Stunde über 50 Freiwillige dafür gemeldet hatten", sagt Breese Bürgermeister Werner Steiner. Das zeuge vom Verantwortungsbewusstsein der Bürger.

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 Betreff des Beitrags: Re: Hochwasser 2010/2011 Breese
Ungelesener BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2011, 18:49 
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Die Elbe steigt und steigt – Erste Ortschaften stehen schon unter Wasser – THW und Feuerwehr rüsten zum Großeinsatz in Brandenburg!
Tausende Sandsäcke werden vorbereitet – THW baut 25.000 Liter-Pumpen auf – Häuser und Straßen schon bis zu einem Meter unter Wasser – Bürgermeister: „Wir haben hier teilweise keine Deiche, das Wasser läuft ungehindert in die Orte, die Situation ist extrem kritisch!“ – Anwohner verärgert: „Noch kein Katastrophenalarm ausgelöst!“
zu den Bildern Datum: Freitag, 21. Januar 2011, ca. 00:00 Uhr

Ort: Breese, Gaarz und Wittenberge, Brandenburg


(cd) Die Hochwasserlage in Brandenburg spitzt sich zu. Der Pegel der Elbe steigt und steigt. Erste Ortschaften stehen bereits unter Wasser.

THW und Feuerwehr sind in Alarmbereitschaft und rüsten zum Großeinsatz an der Elbe. In Gaartz baut das THW seit dem Abend große Pumpen mit einer Förderleistung von bis zu 25.000 Liter auf, um die umliegenden Ortschaften vor dem absaufen zu schützen. Die Feuerwehr ist mit einem Großaufgebot in Breese im Einsatz und füllt im Akkord tausende Säcke, die die bereits aufgeweichten Dämme verstärken sollen.

„Weiterhin werden die Sandsäcke auch an die Anwohner direkt verteilt, um die Häuser zu schützen. Wir haben hier teilweise keine Deiche, so dass das Wasser ungehindert in die Ortschaften laufen kann. Die Situation ist extrem kritisch.“ so der Bürgermeister von Breese.

Die Anwohner der Region sind verärgert: „Es ist immer noch keine Katastrophenalarm ausgelöst, wir sind hilflos!“ Der Scheitelpunkt des Hochwassers wird am Wochenende erwartet und soll Experten sogar höher werden als das Rekord-Hochwasser von 2002.


Die NonstopNews-Bilder und die O-Töne:


- Hochwasserbilder aus Wittenberge und Breese

- Straßen und Häuser tief unter Wasser

- THW mit vielen Fahrzeugen vor Ort

- Große Pumpen werden aufgebaut

- Feuerwehr vor Ort

- Tausende Sandsäcke werden vorbereitet

- Radlader verteilt Sandsäcke

- O-Ton Bürgermeister Breese: …zur kritischen Situation…

- O-Ton Einsatzleiter THW: …zu dem Pumpen…Ortschaften drohen abzusaufen…

- O-Ton Anwohner: … sind verärgert…noch keine Katastrophenalarm…zur Situation…

- O-Ton Einsatzleiter Feuerwehr: …zum Einsatz…

- NEU: weiterer -O-Ton mit Anwohnern (Familie): ...sind sehr verärgert...haben nur sieben Sandsäcke bekommen, um unser Haus zu schützen...kritische Situation...

- Schnittbilder

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 Betreff des Beitrags: Re: Hochwasser 2010/2011 Breese
Ungelesener BeitragVerfasst: So 23. Jan 2011, 12:51 
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" Aus einem Wischlappen kann man keinen Funken schlagen "

Egon Friedell, Essayist und Kulturhistoriker

Das Wasser fällt zum Glück wieder...

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